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Baltische Welle

Wolodin ruft: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht

Nein, natürlich hat Wjatscheslaw Wolodin, der Vorsitzende der russischen Staatsduma, das nicht so formuliert. Er hat dazu aufgerufen, einen brandaktuellen, heiß diskutierten gesellschaftlichen Vorgang nicht zu einem russischen Skandal auswachsen zu lassen. Es gibt jetzt Wichtigeres.

Seit Tagen erhalte ich Informationen über eine russische Bildungseinrichtung mit Namen „Iwan Iljin“. Ich habe den Namen nie gehört, weiß nicht wer es ist und mir kamen die ganzen, ziemlich umfangreichen Diskussionen, die mir zugesandt worden sind, ziemlich verwirrend, zu philosophisch vor. Zeit, um irgendjemanden zu fragen, hatte ich auch nicht, denn es gab anderes zu tun.

Aber wenn sich jetzt sogar Wolodin zu Wort meldet und zur Mäßigung in der Diskussion aufruft, dann sollte sich der Blogger Erichowitsch schon damit befassen.

Um was geht es?

Im Juli 2023 wurde eine „Politische Hochschule“ gegründet. Sie ist Bestandteil der „Russischen Staatlichen Humanitären Universität“. Sie erhielt den Namen „Iwan Iljin“. Die Aufgabe der Politischen Hochschule besteht darin, neue Wege für die Lehre von Weltanschauungen zu entwickeln, mit Ausrichtung auf die russische zivilisierte Identität und den Traditionen der russischen geistigen Werte. Rektor der Hochschule ist Alexander Dugin.

Am 12. April wurde auf der Plattform „change.org“ eine Petition veröffentlicht: „Gegen das wissenschaftliche Bildungszentrum Iwan Iljin bei der staatlichen Universität“. Autoren dieser Petition waren „Studenten der Universität“ – also eine undefinierte Gruppe ohne konkrete Namen. Sie begründeten ihre Petition damit, dass der russische Philosoph Iwan Iljin die Tätigkeit des faschistischen Regimes in Deutschland unterstützt und die Verbrechen Hitlers gerechtfertigt habe. Deshalb kann das Bildungszentrum nicht seinen Namen tragen.

Zum Zeitpunkt der Erarbeitung dieses Beitrages am Samstag, haben mehr als 21.000 diese Petition unterschrieben.

Wolodin, der Vorsitzende der Staatsduma erinnerte daran, dass die Hochschule vor einem Jahr gegründet wurde. Sie ist sehr jung und ihm scheint der Zeitpunkt, um über den Namen der Hochschule zu diskutieren, nicht der günstigste zu sein. Man solle nicht wissenschaftliche Forschungen und Diskussionen in politische Skandale und Schlägereien ausarten lassen. Die jetzigen Diskussionen und Streitigkeiten helfen dem Land nicht bei der Bewältigung seiner gegenwärtigen Aufgaben. Sie führen nur in die Irre – schrieb er in einem Kommentar auf Telegram.

Wolodin meinte, dass die Feinde Russlands gegenwärtig intensiv daran arbeiten, das Land von Innen heraus zu zerstören. Derartige Streitigkeiten helfen dabei, die Gesellschaft zu spalten. Das darf nicht zugelassen werden. Wir müssen weiser handeln als unsere Gegner und keine künstlichen Widersprüche erzeugen.

Der Rektor der Universität kommentierte, dass Iljin keinerlei faschistische Ideen oder die Nazis unterstützt habe. Er meinte, dass es sich bei der jetzigen Diskussion um eine PR-Aktion handele.

Alexander Dugin, dessen patriotische Einstellung zu Russland keinerlei Zweifel unterliegt, kommentierte, dass es sich bei der Petition um eine Provokation westlicher Dienste handelt, die die Einheit des russischen Gesellschaft zerstören soll.

Der stellvertretende Leiter des Duma-Ausschusses für Jugendpolitik Wladimir Isakow, aus der Fraktion der Kommunistischen Partei, wandte sich an das Bildungsministerium und die russische Generalstaatsanwaltschaft mit der Bitte zu prüfen, ob die Arbeit von Iwan Iljin den Tatbestand des Strafgesetzbuches „Rehabilitierung des Nazismus“ erfülle.

Schauen wir nun noch ganz kurz auf die Biographie von Iwan Iljin, der 1883 in Moskau geboren, 1922 aus Russland herauskomplimentiert wurde und im Jahre 1954 in der Schweiz starb.

Er war russischer Philosoph, Schriftsteller und Publizist, Doktor der Staatswissenschaften und Professor.

Nach der Oktoberrevolution 1917 positionierte er sich als Vertreter der Weißen Bewegung und kritisierte die Macht der Kommunisten in Russland. Dafür wurde er 1922 aus dem Land komplimentiert – man sagte ihm, er solle im Ausland seine Bildung und seine philosophischen Studien fortsetzen.

Von 1923 bis 1934 arbeitete er im Russischen Wissenschaftsinstitut in Berlin und war dort sogar der Rektor. Die Nazis entließen ihn im Jahre 1934, da es zu unterschiedlichen Ansichten über den Lehrbetrieb gekommen war.

Wikipedia schreibt, das Iljin im Jahre 1933 die Machtergreifung der Nazis begrüßte. Er ging davon aus, dass Hitler den Kommunismus in der Welt beseitigen wird. 1938 reiste er in die Schweiz aus. Dort durfte er nicht arbeiten und sich nicht politisch betätigen.

Die Ansichten von Iljin sollen großen Einfluss auf die russische Intelligenz und auf russische Politiker gehabt haben – schreibt Wikipedia. So wird Solschenitzin genannt. Aber auch der russische Präsident Putin soll Iljin als einen seiner Ideengeber betrachtet haben.

Tja, und somit lasse ich Sie jetzt mit diesen Informationen alleine. Sie machen sich vielleicht weitere Gedanken und ich werde in den nächsten Tagen aufmerksam alle weiteren diesbezüglichen Informationen lesen. Ich glaube, das Thema hat eine Perspektive.