Der russische Präsident Wladimir Putin hat russischen Medien ein umfangreiches Interview gegeben. Offiziell erscheint dieses Interview um 10 Uhr Moskauer Zeit. „Baltische Welle“ hat aus Vorab-Veröffentlichungen russischer Medien, wichtige Aussagen des Präsidenten in diesem Interview zusammengestellt.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Russland ist bereit zu Gesprächen mit der Ukraine, wenn diese unter Beachtung der Realitäten vorbereitet werden und nicht auf irgendwelchen Phantasien, nachdem man irgendwelche Psychopharmaka eingenommen hat.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Putin glaubt, dass das jetzt veröffentlichte Telefongespräch deutscher Generäle speziell so organisiert wurde, dass Russland dieses mithören konnte. Ziel sei es gewesen, Russland mit diesem Gespräch zu erschrecken. Alles andere, was in diesem Gespräch besprochen wurde, sind einfach nur Selbstbefriedigungs-Phantasien. Man verstehe sehr gut in Deutschland, dass es gefährlich ist, wenn eine Taurus-Rakete den Teil der Krim-Brücke trifft, die auch nach deutschem Verständnis russisches Territorium ist. Dann hat Deutschland ein Problem mit seiner Verfassung (Anm. UN: gemeint ist das Grundgesetz).
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Russland hat nicht die Absicht nach Afrika einzudringen oder Frankreich aus Afrika heraus zu drängen. Die Initiative zur Entwicklung der Zusammenarbeit mit Russland geht von den afrikanischen Staatschefs aus. Was die allseits bekannte Gruppierung „Wagner“ anbelangt. Diese hat anfänglich eine Reihe von wirtschaftlichen Projekten in Syrien betreut. Dann verlegte sie in andere afrikanische Staaten. Das Verteidigungsministerium hat hier für diese russische Gruppe Unterstützung gewährt – mehr aber auch nicht.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Gespräche bedeuten nicht eine Pause, um der Ukraine die Möglichkeit zu geben, sich wieder militärisch aufzurüsten. Russland wünscht ernsthafte Gespräche mit dem Ziel einer Sicherheitsgarantie für Russland. Russland ist bereit zu ernsthaften Gesprächen, um alle Konflikte zu lösen – insbesondere natürlich den ukrainischen Konflikt.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Sollte Polen Truppen in die Ukraine entsenden, so werden diese auch dort bleiben – meint der russische Präsident. Die Polen schlafen und wachen. Sie wollen für sich die Territorien zurückhaben, die sie als historisch polnische Territorien ansehen und die ihnen vom Vater aller Völker, Joseph Wissarionowitsch Stalin abgenommen und der Ukraine übergeben worden sind.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Die westlichen Länder sind alleine in der Lage, ihre eingegangene Koalition auseinanderbrechen zu lassen. Russland braucht hierzu gar nichts zu unternehmen, um diesen Prozess zu unterstützen. Es gibt viel zu viele Widersprüche innerhalb dieser Koalition. Russland werde allerdings darauf achten, dass seine Interessen berücksichtigt werden. Der Westen selber ist bereits im Rahmen des ukrainischen Konfliktes machtlos und nicht in der Lage, Russland zu vernichten, selbst unter Beachtung der allgewaltigen Möglichkeiten der USA.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Die USA haben nicht die Absicht, eigene Truppen in die Ukraine zu entsenden, denn sie verstehen sehr gut, dass Moskau diesen Schritt als Intervention in sein eigenes Territorium werten wird. Biden ist Vertreter der traditionellen politischen Schule und auch in seiner Umgebung gibt es ausreichend Spezialisten, die das Verhältnis USA-Russland vom Standpunkt des strategischen Gleichgewichtes richtig einschätzen können. Deshalb glaube ich nicht, dass es zu einer direkten Konfrontation kommen wird.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Die USA haben jetzt die Aufgabe gestellt, ihre Atomstreitkräfte zu modernisieren. Wir kennen die Pläne hierzu. Sie entwickeln alle atomaren Komponenten. Wir tun dies auch. Das alles bedeutet aber nicht, dass die USA bereit sind, morgen einen atomaren Konflikt zu beginnen.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Der Westen habe nach Beginn der Militäroperation in der Ukraine darauf gehofft, dass man mit Russland abrechnen kann. Man habe aber nicht mit der Einheit des russischen Volkes gerechnet. Und man habe auch die militärischen Möglichkeiten des Landes verkehrt eingeschätzt. Die westliche Elite will kein so großes Land in unmittelbarer Nachbarschaft haben. Deshalb hatten sie geplant, das Land zu zerstückeln. Und dies war der Grund, weshalb die Losung zur „strategischen Niederlage auf dem Schlachtfeld“ durch den Westen ausgegeben worden ist. Wenig später hat man bereits erkannt, dass dies recht unwahrscheinlich ist und noch ein wenig später hat man erkannt, dass es unmöglich ist. Man hat im Westen bereits erkannt, dass man vor der Einheit des russischen Volkes, aber auch vor den wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten des Landes machtlos ist. All das hat der Westen erkannt, trotzdem es ja die allmächtigen Möglichkeiten der USA an ihrer Seite hat.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Es bestand niemals die Notwendigkeit, im Rahmen der Militäroperation in der Ukraine taktische Atomwaffen einzusetzen. Warum sollten wir Massenvernichtungswaffen einsetzen? Es war einfach nicht nötig – so Putin. Und er habe niemals auch nur einen Moment darüber nachgedacht – ergänzte Putin eine Nachfrage des Journalisten.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Der russische Präsident Putin will Atomwaffentest zukünftig nicht ausschließen, wenn Handlungen der USA diese notwendig machen. Wir brauchen keine Atomwaffenteste, sie sind nicht nötig. Aber ausschließen möchte ich diese auch nicht vollständig und wir könnten das gleiche tun, was auch die USA machen. Man arbeite in den USA gegenwärtig an neuen Atomsprengköpfen und wenn man dort meint, dass die Teste am Computer nicht ausreichend sind, dann wird eben in der Praxis getestet. Wir wissen dass und werden auch entsprechend handeln.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Die russische atomare Triade (atomare Land-, Luft-, Seestreitkräfte) ist moderner als die Triaden anderer Länder. Dies wird durch die Spezialisten so eingeschätzt – informierte Putin. Allerdings haben nur zwei Länder eine atomare Triade: Russland und die USA. Beide Länder haben bei den Trägersystemen und Gefechtsköpfen eine ungefähre Parität.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Wladimir Putin erklärte, dass Russland, rein vom technischen Sinne, bereit sei für einen Atomkrieg. Die USA planen nicht, eigene Truppen in die Ukraine zu entsenden, da sie ausgezeichnet verstehen, dass Russland einen derartigen Schritt als Intervention werten wird. Putin bezeichnete den US-Präsidenten Biden als Vertreter der traditionellen politischen Schule. Außer Biden gibt es noch viele andere Spezialisten, die sich im Verhältnis USA-Russland wirklich auskennen und auch das atomare Gleichgewicht richtig bewerten. Deshalb glaube ich nicht, dass jemand eine direkte Konfrontation will – aber wir bereiten uns trotzdem darauf vor.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Ziel der gegenwärtigen Angriffe der Ukraine auf russisches Territorium ist, die bevorstehenden Präsidentenwahlen zu stören, im günstigsten Falle sogar nicht stattfinden zu lassen. Ein weiterer Grund ist die ungünstige Lage der ukrainischen Truppen an der Frontlinie. Die Ukraine hat nicht ein einziges Ziel erfüllt, welches sie im vergangenen Jahr für sich gestellt hatten – so Putin. Deshalb muss die Ukraine eben irgendwas zeigen, damit sie auch weiterhin im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Bis zu 300 ukrainische Soldaten sind bei den letzten Angriffen auf russisches Territorium vorgedrungen. Auch ausländische Söldner haben sich im Bestand dieser Gruppierungen befunden.
Weder amerikanische noch britische Raketen werden die Situation in der Ukraine ändern. Es ist richtig, dass diese Raketen bei uns Schaden anrichten. Aber an der Situation selber ändern sie nichts. Dafür gibt es aber für sie Folgen, die aus unseren Antworthandlungen resultieren.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Um die Verluste im Bereich der Militäroperation zu minimieren, ist es notwendig, die Vernichtungsmittel der russischen Armee zu entwickeln, insbesondere die mit hoher Zielgenauigkeit. Wir brauchen mehr Mittel zur Vernichtung des Gegners – sowohl in der Menge, wie auch in der Qualität. Putin nannte hier als Beispiel die gepanzerte Technik und die Artillerie. Und wir müssen die Effektivität des Einsatzes dieser Mittel erhöhen. Dies betrifft die Luftstreitkräfte aller Ebenen. Alles läuft jetzt in Russland mit „Sieben Meilen Stiefeln.“ Die militärische Initiative ist vollständig auf die russische Seite übergegangen. Und dieser Fakt wird nun schon durch alle anerkannt – informierte Putin.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Putin kommentierte das harsche Auftreten des französischen Präsidenten Macron und dessen Initiative, NATO-Truppen in die Ukraine zu senden. Vermutlich ist der französische Präsident verärgert über das russische Engagement in Afrika und die negative Entwicklung der dortigen Situation für Frankreich. Da gibt es wohl einige Momente, wo sich die Franzosen beleidigt zeigen.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Das russische Unternehmertum muss verstehen, dass sich die Arbeitskräftesituation in den kommenden Jahren in Russland nicht verbessern wird. Man muss das Arbeitskräfteproblem prinzipiell lösen. Im Vergleich zu anderen Ländern, befinden sich in Russland nur sehr wenige Arbeitsmigranten, insgesamt nur 3,7 Prozent. Die Unternehmer müssen somit die Arbeitsproduktivität erhöhen und müssen Arbeitsplätze an den Stellen abbauen, wo man es machen kann, um mit moderner Technik bessere Resultate zu erreichen. Hier bedarf es einer guten Investitionspolitik.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Über mögliche Änderungen in der russischen Regierung lohnt es sich erst nach den Präsidentenwahlen zu sprechen, wenn alle Stimmen ausgezählt sind. Im Ganzen arbeitet die Regierung, die Resultate sind sichtbar und sie arbeitet zufriedenstellend. Die Regierung unter Michael Mischustin ist seit 2020 im Amt.
Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13. März 2024
Finnland hat mit seinem Beitritt zur NATO nicht zur Verbesserung seiner Sicherheit beigetragen. In den letzten Jahren hat man in Finnland insgesamt, aber insbesondere in den grenznahen finnischen Regionen den Rubel als Zahlungsmittel anerkannt. Das war gut für die Wirtschaft, für die Immobilienpreise – alles hat sich auf einem guten Niveau eingependelt. Das Verhältnis zwischen beiden Staaten bezeichnete Putin als ideal. Jetzt wird Russland neue Vernichtungsmittel entlang der gemeinsamen Grenze aufstellen. Weiterhin werden russische Truppen in den grenznahen Regionen stationiert. Das gab es früher alles nicht. Warum Finnland diesen sinnlosen Schritt gegangen ist um seine eigene nationale Sicherheit zu erhöhen, wirft bei Putin Fragen auf.