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Baltische Welle

Wir dienen dem Vaterland. Wir dienen der Heimat. Welchem Vaterland? Welcher Heimat?

Vor wenigen Tagen stand ich in einer kurzen Schlange in einem Café, um meinen Kaffee und ein Stück Kuchen zu bezahlen. Ich wurde von hinten angesprochen. Ich bestätigte den Verdacht der vielleicht 55jährigen Frau, die vermutete, dass ich sie nicht wiedererkenne. Sie erinnerte mich an unsere Bekanntschaft vor 20 Jahren in Kaliningrad.

Eigentlich hatte ich vor, mich in dem Café ein wenig auszuruhen und im Internet ein paar Dinge zu suchen. Die Frau war aber sehr kontaktfreudig und setzte sich neben mich. Wir kamen von einem zum anderen und ich erfuhr, dass sie sich in Kaliningrad nicht wohlfühlt. Sie will gerne die polnische Staatsbürgerschaft haben, denn hier in Russland herrsche Diktatur und für eine nicht genehme Meinung wandere man sofort ins Gefängnis.

Ich hatte verstanden, wer neben mir saß und hatte keine große Lust, das Gespräch fortzusetzen. Aber die Dame hatte Lust und fragte mich: Warum hassen Sie eigentlich ihre Nation so sehr? Ich sah sie erstaunt an und antwortete, dass ich meine Nation nicht hasse, denn sie existiert nicht mehr. Jetzt war sie erstaunt und meinte, dass Deutschland doch noch existiere und das ist doch meine Nation. Ich korrigierte die Dame und sagte, dass meine Nation nicht Deutschland ist, sondern die DDR war. Diese existiert aber nicht mehr. Somit hasse ich nicht meine Nation, ich habe sie geliebt. Sie war ein wenig verwirrt, denn in den geschichtlichen Feinheiten der Unterschiede zwischen DDR und BRD kannte sie sich, wie auch viele andere Russen, nicht aus.

Soweit zur notwendigen Vorrede, um meine weiteren Überlegungen zu verstehen.

Schauen wir auf die Internetseite der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Russland. Dort finden wir einen aktuellen Hinweis für deutsche Staatsangehörige.

Deutsch-russische Doppelstaater müssen ferner unbedingt beachten, dass sie von den russischen Behörden ausschließlich als russische Staatsangehörige angesehen werden. Dies gilt auch im Fall einer möglichen Einberufung zum Kriegseinsatz in die russischen Streitkräfte. Die Botschaft kann ihnen keinerlei konsularischen Schutz gewähren, da sie von den russischen Behörden ausschließlich als russische Staatsangehörige angesehen werden.

Wenn Sie sich derzeit bereits in der Russischen Föderation aufhalten, prüfen Sie ob Ihre weitere Anwesenheit zwingend erforderlich ist. Falls nicht, sollten Sie eine Ausreise erwägen.

Die deutschen Diplomaten erschrecken also die Doppelstaatler damit, dass sie zur russischen Armee eingezogen werden können und die Gefahr besteht, dass diese Deutschen in der Ukraine durch deutsche Granaten getötet werden können. Ich habe bisher noch von keinem einzigen Fall erfahren, wo ein Doppelstaatler der Empfehlung der deutschen Diplomaten gefolgt ist.

Aber was passiert, wenn es zum Krieg mit Deutschland kommt? Der hierfür zuständige deutsche Minister und als zukünftiger Bundeskanzler verdächtigte hat diesen Krieg ja in irgendeiner Form orakelt.

Alle Doppelstaatler haben einen Treueeid auf Russland abgelegt und werden diesen befolgen müssen. Wer dies nicht will, muss so schnell wie möglich ausreisen. Aber wohin? Nach Deutschland? Da ist er auch mobilisierungsfähig und darf dann gegen seine ehemaligen russischen Nachbarn kämpfen.

Aber bevor Doppelstaatler zum Wehrdienst in Russland einberufen werden, muss schon sehr viel passieren. Und ob sie dann an die Front kommen oder doch mehr in „Servicefunktionen“ dienen – also z.B. als Dolmetscher für deutsche Kriegsgefangene, bleibt noch abzuwarten.

Wie viele Deutsche könnte dies denn betreffen? Also ich meine die deutschen Deutschen und nicht die RusslandDeutschen. Im besten Fall ein paar Tausend, die über das ganze große riesige Land verstreut leben. Also werden sie insgesamt – so meine Meinung – für die russische Landesverteidigung oder für die Sicherheit Russlands kein besonders herausragendes Interesse darstellen. Das Doppelstaatler für einen Staat immer ein erhöhtes Risiko darstellen – ja, das müssen wir wohl akzeptieren und alles tun, um dieses Misstrauen nicht zu rechtfertigen.

Aber es gibt noch eine andere interessante Seite für den Konfliktfall: die Bundesrepublik Deutschland selber.

Ich habe mir sagen lassen, dass in diesem Land 3,5 Mio. RusslandDeutsche leben sollen. Steht hier die gleiche Frage wie für Russland … eigentlich müsste Russland diese Leute auch davor warnen, dass im Konfliktfall eine Einberufung zum Wehrdienst an der Front erfolgen könnte und dass diese dann gegen ihren Vater, Mutter, Babuschka oder Deduschka schießen müssen, die in Russland zurückgeblieben sind.

Ob eine Einberufung erfolgt oder nicht, ob diese RusslandDeutschen zum allgemeinen Wehrdienst, wenn denn dieser wieder eingeführt wird, einberufen werden oder nicht, weiß niemand – außer denen, die die Planung für den Kriegsfall machen.

Aber was passiert mit diesen RusslandDeutschen, wenn Sie dem Einberufungsbefehl der Bundeswehr folgen und noch russische Staatsbürger, also Doppelstaatler sind. Für Russland sind diese Personen Russen und diese kämpfen gegen ihr eigenes Land. Dafür gibt es Regelungen im Kriegsfall und im Strafgesetzbuch. Dieser RusslandDeutsche hat somit nur die Wahl zu fallen oder in Kriegsgefangenschaft zu geraten und … Standgericht?

Dann gibt es die RusslandDeutschen, die den Wehrdienst verweigern. Aber was sagen die deutschen Gesetze für diesen Fall? Darf man im Kriegsfall den Wehrdienst verweigern oder wird man dafür ins Gefängnis gehen müssen?

Und wie würde man mit den RusslandDeutschen umgehen, wenn die aktuellen Gesetze in Deutschland aus Sicherheitsgründen eine Einberufung von RusslandDeutschen nicht vorsehen. Dann leben also 3,5 Mio. Personen mit unbekannter Deutschland-Loyalität in Deutschland und müssten mit riesigem Aufwand überwacht werden, damit sie sich nicht im Hinterland zu Partisanen formieren.

Es kursieren Informationen, wonach nicht wenige RusslandDeutsche in der Bundeswehr dienen, aber keine antirussische Einstellung haben. Was passiert mit diesen im Kriegsfall. Man muss doch damit rechnen, dass sie zum Vaterland überlaufen. Man muss auch damit rechnen, dass sie in einem sehr verantwortlichen Moment ihre Waffen gegen ihre deutschen russophoben Kameraden wenden und den stürmenden Brüdern aus dem Osten die Frontlinie öffnen. Mindestens muss man aber damit rechnen, dass die RusslandDeutschen mit Gesprächen auf ihre deutschdeutschen Kameraden einwirken und diese demoralisieren.

Verhindern kann die Bundesrepublik Deutschland all diese Schreckensszenarien nur damit, dass sie die einstmals mit der Rattenfängermethode aus Russland rausgelockten Russischen Deutschen, wieder aus dem Land herausekelt. Oder aber man richtet Sozialräumlichkeiten ein, wo im Ernstfall 3,5 Mio. Menschen die Möglichkeit geboten wird, enge 24-Stunden-Sozialkontakte zu pflegen. In einem Artikel aus dem Zweiten Weltkrieg las ich das hässliche Wort „Internierungslager“ … naja, das wollte ich nicht nutzen. Deutschland kümmert sich jetzt schon herzerweichend um die Millionen von Migranten. Da wird es doch auch ein Herz für die Nachfolger ihrer Altvorderen haben, die Russland verlassen und Deutschland zu seinem Reichtum nach 1990 verholfen haben.

Ach, weil ich gerade das emotionale Wort „Migranten“ benutzt habe. Was passiert eigentlich mit denen, wenn sich Deutschland im Kriegszustand mit einem anderen Land befindet?

Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.