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Baltische Welle

Maja Rosswia. Twaja Rossia. Nascha Rossia. Eine Nachbetrachtung.

Maja Rossia. Twaja Rossia. Nascha Rossia. Eine Nachbetrachtung.

Am vergangenen Wochenende befand sich eine deutsche Reisegruppe in Kaliningrad. In einem Beitrag, der von mir am Sonntagabend veröffentlicht wurde, hatte ich meine Eindrücke geschildert. Meine Bloggerreportage rief den, in höflichen Worten formulierten, Unmut der Veranstalter dieser Reise hervor.

Es ist nicht meine Art, mit anderen in Polemik zu treten, die sich zu meinen Veröffentlichungen äußern. Mir ist bewusst, dass meine Beiträge grundsätzlich Widerspruch auslösen, dass sie zynisch, kritisch, subjektiv sind. Ich bekenne mich dazu und all diejenigen, die sich mit mir in Verbindung setzen, können dies lesen und sind informiert. Wer sich also trotzdem mit mir in Verbindung setzt und eine Kooperation, Zusammenarbeit oder irgendetwas in dieser Richtung von und mit mir will, akzeptiert diese meine Eigenschaften.

In meinen Beiträgen sage ich alles, was ich zum Thema sagen will und weitere Kommentare sind somit überflüssig. Ich antworte somit auf Kommentare nur, wenn ich Zeit habe, oder aber der Kommentierer gewisse „Linien“ nicht genügend beachtet.

Was die deutsche Reisegruppe anbelangt, die am Wochenende in Kaliningrad war, so habe ich vielleicht mit fünf oder zehn Personen direkten Kontakt gehabt. Ein wirkliches Urteil über den Charakter und die wahren Absichten dieser Reisegruppe, kann ich mir also nicht leisten und ich habe dies auch in meinem Beitrag nicht getan.

Ich habe den Eindruck, dass einige, die meinen Beitrag öffentlich kommentiert haben, diesen einfach nicht aufmerksam genug angeschaut haben. Das passiert mir leider öfter mit meinen Beiträgen und ich ignoriere eigentlich diejenigen, die sich oberflächlich zum Beitrag äußern.

Die Mitarbeiter des Veranstalters dieser Reise, die sich entweder öffentlich oder aber „hinter den Kulissen“ mit mir ausgetauscht haben, haben den Beitrag nicht aufmerksam genug angeschaut und unterstellten mir Dinge, die ich nie gesagt oder gemeint habe. Ich bin nur Blogger, aber trotzdem sollte man schon aufmerksam das anhören, was ich sage und mir nicht Dinge in den Mund legen, die ich nicht gesagt habe. Mir geht es da wie Putin, dem auch immer Dinge nachgesagt werden, die er nicht gesagt, getan oder gemeint hat.

So habe ich niemals jemanden aus dieser Reisegruppe irgendetwas unterstellt, schon gar nicht das, was mir einige Mitarbeiter von „Moya Rossiya“ jetzt vorwerfen. Ich habe hypothetisch Gedanken geäußert, die wir hier in Kaliningrad haben. Ich weiß nicht, ob irgendwelche Bankkonten Privatbankkonten sind oder aber BND-Konten. Wenn ich dies wüsste, hätte ich die Personen, die ein BND-Konto in Kaliningrad einrichten, mit Vor- und Nachnamen genannt.

Anscheinend wissen die Veranstalter von „Moya Rossiya“ nicht, wie empfindlich wir in Kaliningrad auf derartige Reisegruppen aus dem feindlichen Deutschland jetzt reagieren. Deutschland ist Feindesland – das muss einfach mal klar gesagt werden. Und wir wissen nicht, wer zu uns kommt. „Kalinka“-Begeisterung und die Verkündung der deutsch-russischen Freundschaft überzeugen jetzt niemanden mehr in Russland – ganz im Gegenteil werden wir misstrauisch.

Es macht schon misstrauisch, wenn angekündigt wird, dass es sich bei der Reisegruppe um Deutsche handelt, die sich mit dem Gedanken tragen, nach Russland zu siedeln, aber dann der Kurzaufenthalt in der geopolitisch empfindlichen Region Kaliningrad im wesentlichen genutzt wird, um Bankkonten anzulegen und nostalgische Exkursionen durchzuführen.

Und wenn dann die Chance besteht, von „Einheimischen“ zu erfahren, wie das Leben in Russland im Allgemeinen und in Kaliningrad im Besonderen funktioniert, wird alles so organisiert, dass ein Informationsaustausch kaum möglich ist: Entweder wird vom reichhaltigen Buffett gegessen oder Kalinka gesungen oder zentrale Auftritte organisiert, wo Einzelpersonen sich begeistert über die deutsch-russische Freundschaft äußern.

Ich hatte im Vorfeld ziemlich viele Kurzvideos auf dem Telegram-Kanal von „Moya Rossiya“ veröffentlicht. Sie sollten eine Art Gedankenanstöße sein, welche Fragen man stellen und welche Antworten man erhalten kann. Alle meine Beiträge wurden gelöscht. Eine Erklärung wurde mir nicht gegeben. Und ich kam zu der Erkenntnis, dass die Veranstalter der Reise nicht wollten, dass Informationen von Einheimischen an die Gäste übergeben werden.

In einem kurzen Gespräch am späten Samstagabend, ich hatte mich eigentlich schon verabschiedet, sprach mich ganz überraschend Martin Held an. Er erklärte mir in kurzen Worten, wie er die Situation in Russland sieht und schlug mir vor, dass wir doch zusammenarbeiten könnten. Ich zeigte mich offen und am Sonntagmorgen waren dann die letzten fünf, von mir eingestellten Videos, auch noch gelöscht. Tja, was soll ich dann von dem Veranstalter und seiner doch recht großen und ziemlich perfekt organisierten Organisation halten?

Die Reaktion der Mitarbeiter von „Moya Rossiya“ würde ich als „Überreaktion“ einordnen wollen. Man hat mich kurz und bündig aus dem Kanal hinausgeworfen – der Hausherr hat sein Recht wahrgenommen. Wenn man aber auf einen einfachen Erfahrungsbericht eines kleinen Regionalbloggers aus Kaliningrad schon so übersensibel reagiert, wie wird man dann erst reagieren, wenn ausführlicher und tiefschürfender berichtet wird?

Ich selber werfe die Mitarbeiter von „Moya Rossiya“ aus meinen diversen Internet-Sozialauftritten nicht hinaus. Vielleicht will man sich ja doch sachlich zum Vorgefallenen äußern und darstellen, was denn eigentlich passiert ist. Vielleicht will man auch die Motivation zu dieser arbeitsaufwendigen Kurzreise darlegen und die von mir angesprochenen Dinge richtigstellen? Ich veröffentliche alles ungekürzt … behalte mir aber anschließende Kommentare vor.

Gerne kann auch ein leitender Mitarbeiter dieses umfangreichen Telegram-Kanal-Systems ein Eigeninterview machen und im Rahmen dieses Eigeninterviews auch auf meine schriftlichen Fragen antworten, die ich gerne übermittle. Eine tolle Gelegenheit, für sich ein wenig Reklame zu machen. Immerhin kann man über meine Kanäle ein paar hundert Menschen erreichen, denn das umfangreiche Telegram-Kanalsystem von Martin Held ist ja für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, sondern trägt privaten Charakter – zumindest für mich, dem Blockierten aus der Blockadestadt Kaliningrad.

Ich weise aber gleich darauf hin, dass meine Fragen nicht den „Riverboot“-Charakter der Fragen vom Sender MDR tragen werden. Ignorieren wir einfach mal die negativen Artikel, die die regierungsfreundlichen Medien in Deutschland über den Österreicher Martin Held verbreiten (derartige Artikel im Feindesland sind eher ein Grund stolz zu sein). Aber auch bekannte russische Medien beschäftigen sich mit der geheimnisvollen Person von Martin Held. Logisch, dass viel Unbekanntes neugierig macht.

Vorerst fühle ich mich aber im Verhältnis zu „Moya Rossiya“ so, wie sich RT damals in Deutschland gefühlt haben muss: Der Hausherr schmeißt den raus, der unbequem ist und das Recht der Meinungsfreiheit nutzt.

Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit. Tschüss und Poka aus der Blockadestadt Kaliningrad.