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Baltische Welle

Kusmitsch überrascht in der Sauna die Kaliningrader Informationsgesellschaft

Gespräche in einer russischen Sauna sind vermutlich zu vergleichen mit Gesprächen an einem deutschen Stammtisch. Während der Russe deutsches Bier kennt, kennen nur wenige Deutsche eine russische Sauna. Ich möchte Sie an den Gesprächen teilhaben lassen, die dort fast jeden Morgen, mehr oder weniger hitzig, geführt werden.

Erinnern Sie sich noch? Vor vielen Monaten war Kusmitsch bei mir Hausmeister und bemüht, die von mir damals genutzten YouTube-Kanäle sauber zu halten. Das ist ihm nicht so gut gelungen. Es gab Nutzer, die so viel Dreck in die Kanäle abgelassen haben, dass es notwendig war, diese abzuschalten.

Dann wurde Kusmitsch krank – Covid19 hatte ihn gepackt. Er hat aber alles gut überstanden.

Dann meldete er sich freiwillig zum Einsatz in die Ukraine. Er meinte, da liegt viel brauner Schmutz, der weggeräumt werden muss. Anschließend muss desinfiziert und Ungeziefer beseitigt werden – also typische Arbeiten eines russischen Hausmeisters.

Nun ist Kusmitsch auf Urlaub gekommen und saß plötzlich in der Sauna. Das war eine Freude. Ich stellte ihn allen anderen Anwesenden vor und natürlich wurde er sofort mit Fragen zur Situation in der Ukraine überhäuft. Wir wissen ja, dass die bestinformiertesten Leute in Russland die Hausmeister und Taxifahrer sind.

Wir waren unter uns, keine Fremden waren anwesend und so wurde ziemlich offen gesprochen.

Kusmitsch zeigte sich optimistisch. Die ersten Monate waren schwer, sagte er. Oft haben wir nicht verstanden, warum dieses oder jenes passiert, warum wir dieses oder jenes machen mussten oder auch nicht machen dürfen. Aber jetzt sieht alles ziemlich solide aus.

Aber warum geht es denn nicht vorwärts – wollte einer aus unserer Runde wissen. Ihr müsst doch angreifen und die Ukrainer zurückdrängen, damit die immer weniger in der Lage sind, die Krim oder Donezk anzugreifen und zu beschießen.

Das scheint logisch zu sein, für Nicht-Militärs oder für diejenigen, die nicht im vordersten Graben stehen – erzählte Kusmitsch. Jeder Angriff kostet auf unserer Seite Tote und Verwundete. Technik wird vernichtet. Das wollen wir alles nicht. Und so haben sich die da oben wohl die Taktik einfallen lassen, dass wir einfach aus unserem gut ausgebauten Verteidigungssystem heraus, Personal und Technik der Ukrainer vernichten. Eigentlich ist es so, dass natürlich die Hauptarbeit unsere Flieger und die Raketentruppen leisten. Wir sorgen nur dafür, dass die Ukrainer nicht weiter vorrücken, also wir schlagen die Angriffe zurück, die die Ukrainer mehr oder weniger mächtig durchführen.

Und, geht die Taktik auf – fragte ein anderer aus unserer Runde.

Ich kann natürlich nur von unserem Frontabschnitt berichten – sagte Kusmitsch. Aber man merkt doch sehr deutlich, dass die Ukrainer Probleme haben, ihre personellen und materiellen Verluste aufzufüllen. Bei unserem Abschnitt ist es sehr ruhig geworden. Deshalb hat mich mein Kommandeur auch mal schnell auf Urlaub geschickt.

Und was glaubst Du, wie lange werden wir uns noch mit den Ukrainern rumschlagen? – wurde Kusmitsch gefragt.

Ich glaube, wir werden prinzipiell das Thema in diesem Jahr beenden. Aber das Großreinemachen wird noch ein paar Jahre brauchen. Irgendwie erinnert mich die Situation an das Jahr 1945. Die Deutschen haben wir aus dem Land gejagt, aber die Bandera-Faschisten und andere Partisanen haben uns ja noch einige Jahre beschäftigt. So wird es wohl auch in diesem Fall werden – kommentierte Kusmitsch.

Hier wird viel davon gesprochen, dass die Ukraine aufgeteilt werden soll. Polen und Ungarn, vielleicht auch Rumänien wollen ein paar Regionen sich einverleiben. Gibt es da bei Euch an der Front auch irgendwelche Informationen? – fragte ein weiterer Teilnehmer unserer heißen Informationsgesellschaft.

Schon längst hatten wir den empfohlenen Zeitraum von zehn Minuten in einer 90 Grad heißen Sauna überschritten. Aber keiner wollte die Sauna verlassen. Schwitzend warteten wir auf die Antwort von Kusmitsch.

Natürlich hören wir auch diese Informationen. Ukrainische Gefangene erzählen uns auch einiges – so Kusmitsch.

Neulich hatten wir einen Offizier gefangen genommen und der erzählte, dass es bereits Verhandlungen zwischen Russland und Polen geben soll. Die Polen sind ja richtig geil darauf, dieses Lemberg wieder zu erhalten und würden wohl ihre eigene Großmutter dem Teufel ausliefern, um dieses Gebiet kassieren zu können. Und da soll ein Vorschlag im Raum stehen, der angeblich von Russland kommen soll.

Die Temperatur stieg auf fast 100 Grad. Keiner verließ die Sauna.

Also, so Kusmitsch, die Polen sollen diesen westlichen Teil der Ukraine bekommen und sollen im Gegenzug aus der NATO austreten und dürfen auch keinerlei andere Bündnisvereinbarungen mit irgendeinem anderen Land oder einer anderen Organisation abschließen. Russland gibt als Sahnehäubchen noch einen Vertrag hinzu, wo es Sicherheitsgarantien für Polen und deren Unverletzlichkeit der 2024 oder 2025 vereinbarten neuen Grenzen gibt.

Das schlug bei uns in der Sauna ein wie eine Bombe. In diese Richtung hatte keiner bei uns gedacht.

Logisch, dass natürlich sofort die Frage nachgereicht wurde, wie es denn mit Ungarn und Rumänien ist, die ja auch Gebietsansprüche, naja, oder doch zumindest Ansprüche an die Ukraine haben.

Kusmitsch meinte, dass es mit Ungarn vielleicht ein wenig schwieriger wird. Da hat ja Orban erst vor kurzem erklärt, dass Ungarn keine gemeinsame Grenze mit Russland anstrebt. Ungarn verzichtet also auf Teile der Ukraine, in dem rund 150.000 Ungarnstämmige wohnen, deren Rechte gegenwärtig von der Ukraine diskriminiert werden. Ungarn reicht es anscheinend aus, eine Pufferzone zu erhalten. Und Russland wird sicher auch mit einer Pufferzone zufrieden sein. Aber wenn es so eine Pufferzone gibt, wozu muss dann Ungarn noch in der NATO sein, wenn sich Russland verpflichtet, diese Pufferzone niemals zu betreten und wenn man mit Ungarn ebenfalls einen Sicherheitsvertrag abschließt. Ungarn selber ist ja kein wirklicher Fan der NATO und schon gar nicht der Europäischen Union. Ich denke mal – so Kusmitsch – das Ungarn den erstbesten Anlass nutzt, um sich von diesen Organisationen zu trennen, insbesondere, wenn Russland der bessere Wirtschaftspartner ist.

Und Rumänien – wollten wir wissen? Die Temperaturen pegelten sich stabil auf 100 Grad in der Sauna ein.

Ach, diese Rumänen – meinte Kusmitsch. Die schauen zuerst nach unten, zu den schwachen Bulgaren, die wohl im Ernstfall niemandem zu Hilfe eilen werden. Dann schauen sie nach oben. Da sind die Ungarn Grenzpartner, die sich gerade erst mit Russland geeinigt haben. Dann kommen die Tschechen und Slowaken. Wie wollen die im Ernstfall den Rumänen zu Hilfe eilen, wenn die Ungarn die Grenzen dicht halten – also ähnlich wie die Türken, die den Bosporus für die NATO blockieren. Das nächste Land, welches vielleicht helfen könnte, kann nicht mehr helfen, denn Polen hat mit den Russen einen Vertrag abgeschlossen und dafür Lemberg erhalten. Noch weiter nach oben zu schauen macht keinen Sinn, denn die baltischen Staaten haben eigentlich außer einer großen Klappe nichts zu bieten – kommentierte Kusmitsch.

Also wird Rumänien auch ein Stück vom ukrainischen Kuchen, vielleicht sogar Moldawien erhalten – fragte einer aus unserer Runde?

Ja, davon gehe ich aus, meinte Hausmeister Kusmitsch.

Aber das wäre doch dann das Ende der NATO – äußerte sich ein anderer aus unserer Saunarunde.

Ja, das wird dann wohl so kommen – antwortete Kusmitsch.

Innerhalb von 20 Minuten, entgegen jeglichen medizinischen Empfehlungen, hatten wir in der Kaliningrader Sauna das Schicksal der Ukraine, Polens, Ungarns, Rumäniens und der NATO entschieden. Jetzt rannten wir alle Richtung Schwimmbecken, um uns abzukühlen, denn für weitere effektive Überlegungen zur Entwicklung der Sicherheit Europas braucht man einen kühlen Kopf.

Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit. Tschüss und Poka aus der Blockadestadt Kaliningrad.