Kaliningrad ist Blockaderegion. Die beiden Nachbarstaaten Litauen und Polen unternehmen vielfältige Anstrengungen, um die Versorgung der Region und den Personenverkehr zu erschweren. Nun kommentiert einer der wichtigsten Kaliningrader Unternehmer die mögliche Situation einer totalen Landblockade.
Kaliningrad hat sich bereits daran gewöhnt, dass das kleine zänkische Volk der Litauer an der Ostgrenze der Europäischen Union ständig darüber nachdenkt, wie man den Transit von Waren und Personen über das litauische Territorium von und nach Kaliningrad erschweren kann. Der litauischen Phantasie gehen die Ideen nicht aus. In der Europäischen Union erhofft man sich wohl, dass durch Versorgungsprobleme eine Situation entsteht, welches die einheimische Bevölkerung auf die Straße bringt, um gegen die regional Verantwortlichen und das föderale Zentrum zu demonstrieren. Hierfür gibt es aber nicht die geringsten Anzeichen. Die Versorgungslage ist stabil – zumindest was die Waren des täglichen Bedarfs angeht. Aber auch die Versorgung mit Baumaterial scheint vollständig abgesichert zu sein, wenn man auf die unglaublichen Bauaktivitäten im Kaliningrader Gebiet schaut – egal ob es sich um Wohnungs- oder Straßenbau handelt.
Nun hat sich einer der Inhaber der größten Einzelhandelskette im Kaliningrader Gebiet, die Firma „SPAR-Kaliningrad“ zu Wort gemeldet. Oleg Ponomarjow meint, dass man bei einer vollständigen Blockade der Landwege mit einigen wenigen Angebotslücken für die kommenden zwei, drei Monate rechnen sollte. Grundsätzlich aber wird es die Bevölkerung kaum spüren, dass diese Logistikstrecke blockiert worden ist.
Aus dem Angebot werden zeitweilig einige Milchprodukte und Konditoreierzeugnisse verschwinden, die aus Moskau oder St. Petersburg nach Kaliningrad eingeführt werden. Es gibt aber bereits Vereinbarungen mit örtlichen Unternehmen, die diese Lücke mit Kaliningrader Erzeugnissen sofort füllen werden. Alle Voraussetzungen für eine sofortige Produktionserhöhung sind gegeben.
Ponomarjow glaubt, dass in den ersten anderthalb Monaten der vollständigen Landblockade, die Kaliningrader Verbraucher überhaupt nichts merken werden, denn die Lager in Kaliningrad sind so voll, dass man ausfallende Lieferungen aus den Lagerbeständen ersetzen kann. Danach wird man Angebotslücken von vielleicht bis zu 30 Prozent in einzelnen Waren bemerken, die aber im Verlaufe von maximal anderthalb Monaten durch Lieferungen aus befreundeten Staaten über den Seeweg ausgeglichen werden. Für jede Ware, die bisher noch aus unfreundlichen Staaten kommt, gibt es bereits einen Ersatzlieferanten – so Ponomarjow.
Gegenwärtig besteht die Struktur des gesamten Warensortimentes in seiner Firma aus 25 Prozent Regionalerzeugnissen und 50 Prozent aus dem russischen Mutterland. Die restlichen 25 Prozent werden aus Drittstaaten, befreundeten und nicht befreundeten, eingeführt.
Probleme werden allerdings die Kaliningrader Hersteller verschiedenster Waren erhalten, die bisher über den Landweg ins russische Mutterland verbracht worden sind. Zum einen brauchen diese Hersteller Zulieferungen von außerhalb und dann müssen die fertigen Erzeugnisse nach außerhalb geliefert werden. Hierfür steht nur noch der Seeweg offen und die Kapazitäten sind, trotzdem die Logistikflotte bereits aus 20 Fähren und Frachtschiffen besteht, immer noch nicht ausreichend.
Gegenwärtig ist es so, dass die Situation an der Grenze zu Litauen dazu geführt hat, dass die Transportkosten in schwindelerregende Höhen geklettert sind. Das bringt natürlich die Chance, dass der Seetransport mit seinen bisherigen höheren Preisen, doch wettbewerbsfähiger wird.
Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.