Найти в Дзене
Baltische Welle

Kasachstan empfängt Putin. Ein Besuch zum Nachdenken.

Am 9. November besucht der russische Präsident Putin Kasachstan. Ich habe den Eindruck, als ob dies ein strategisch wichtiger Besuch ist. Auf keinen Fall ist es ein Höflichkeitsbesuch. Und mir scheint, lese ich die russischen Medien zu diesem Thema, dass die Gespräche zwischen beiden Staatspräsidenten in ernster, richtungsweisender, russischer Sprache stattfinden werden.

Kasachstan ist großer Nachbar Russlands. In Kasachstan befindet sich der größte und älteste Weltraumbahnhof Russlands und in Kasachstan befinden sich die größten Uran-Vorkommen der Welt. Und Kasachstan hat auch die weltweit größten Produktionsstätten zur Urananreicherung.

Liest man die russischen Medien, so kommt man zu dem Schluss, dass das Verhältnis zwischen beiden ehemaligen Mitgliedsländern der Sowjetunion nicht ganz einfach ist. Beide Außenministerien haben alle diplomatischen Hände voll zu tun, um das strategisch wichtige Verhältnis beider Länder ständig zu balancieren und in diplomatisch verklausulierte Worte zu fassen.

Was wissen wir noch über Kasachstan?

Dort gab es im Dezember 2021/Januar 2022 gesellschaftliche Unruhen. Man könnte diese auch als versuchten Staatsstreich bezeichnen. Da Kasachstan Mitglied der „Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit ist“ stellten die Mitgliedsländer schnell die verfassungsmäßige Ordnung her.

Nach Kasachstan sind viele junge russische Bürger ausgereist, nachdem Russland eine Teilmobilmachung im Jahre 2022 verkündet hatte. Man könnte diese Ausreise auch als Fahnenflucht bezeichnen und Kasachstan hat diese Fahnenflüchtlinge aufgenommen – so wie auch der NATO-Beitrittskandidat Georgien es getan hat.

In Kasachstan befindet sich eine NATO-Vertretung. Dies wird durch die Politiker und Diplomaten bestritten und man sucht immer wieder nach Weichspülformulierungen, aber es ist Fakt: NATO ante Portas in Kasachstan. Am Vorabend des Besuches von Putin kommentierte man in Kasachstan, dass der US-Botschafter in Kasachstan nur einen Konferenzsaal für eine „Militärische Friedensmission“ eröffnet habe und kein „NATO-Zentrum“. Ein Vertreter des russischen Außenministeriums informierte, dass seit 2006 die USA nach NATO-Standards Angehörige kasachischer bewaffneter staatlicher Strukturen in Kasachstan ausbilden – angeblich nur für Friedensmissionen.

Im russischen Außenministerium formuliert man diplomatisch, dass keine amerikanischen Militärspezialisten in Kasachstan anwesend sind, denn dies verbietet der „Vertrag über die kollektive Sicherheit“. Aber anscheinend gibt es Spielraum in diesem Vertrag – zumindest aber nicht völlig ausformulierte Bedingungen.

Dann gibt es aber auch Äußerungen von Dmitri Peskow, dem Sprecher des russischen Präsidenten, der wiederum diplomatisch geschickt formuliert, dass Moskau von Astana auf weitere Erläuterungen der Presseinformationen hofft, dass in Kasachstan ein NATO-Zentrum eröffnet wurde.

Putin selber hat am Vorabend seines Besuches in Kasachstan einer Kasachischen Zeitung ein Interview gegeben und informiert, dass Kasachstan einen wichtigen Beitrag zur Festigung der „Organisation des Vertrages über den kollektiven Schutz leistet. Ich versuche immer zwischen den Zeilen zu lesen und ich lese jetzt, dass Kasachstan mit seinen Handlungen Russland zwingt, über die Vervollständigung dieser Organisation nachzudenken.

-2

Dmitri Peskow, der Pressesprecher des russischen Präsidenten kommentierte:

„… der bevorstehende Besuch steht nicht im Zusammenhang mit dem wachsenden Interesse europäischer Staaten an dieser Republik.“

Aha!

Schauen wir einmal, was das denn für ein wachsendes Interesse anderer Staaten sein könnte.

Vor einigen Tagen berichteten russische Medien, dass der französische Präsident Makron sich in Kasachstan aufgehalten hat. Ob westliche Medien darüber berichtet haben, ist mir nicht bekannt.

Andere westliche Politiker, an deren Namen ich mich gerade nicht erinnere, sollen in Aserbaidschan gewesen sein. Insgesamt ist dies gegenwärtig eine etwas unruhige Gegend. Und ich stelle mir die Frage, was denn diese ganzen westlichen Politiker aus Ländern, die Russland indirekt den Krieg erklärt haben, dort wollen? Wollen sie Frieden stiften? Wollen sie humanitäre Hilfe leisten?

Ich glaube die Zeiten sind vorbei, wo wirklich alle von der Ehrlichkeit der sogenannten westlichen Demokratie überzeugt waren, davon, dass die westliche Gesellschaft, die westliche Wertegemeinschaft diejenige ist, an der sich alle anderen Länder der Welt ein Beispiel nehmen sollten. Westliche Demokratie ist ganz bestimmt nicht das, was die Griechen damals darunter verstanden haben, als sie sich diesen Begriff haben einfallen lassen.

Wenn diese Politiker irgendwohin reisen, so geht es gegenwärtig darum, das Überleben zu sichern – das Überleben des Landes welches sie vertreten und dabei natürlich in erster Linie der Eliten dieses Landes. Das einfache Volk ist denen egal. Das einfache Volk lebt und soll leben, um die Interessen der Eliten durch praktische Arbeit und wenn nötig durch Sterben auf dem Schlachtfeld, zu schützen und zu wahren.

Ich selber hatte den Polittourismus führender europäischer Politiker in diese südlichen Länder schon fast vergessen, als mir ein paar kurze Informationen übergeben wurden, die ich mehrmals durchlesen musste, um sie zu verstehen. Ich musste mir auch die geopolitischen Karten des Südens mehrmals vor Augen halten, um die komplizierten Dinge, die jetzt im Süden, also in der Region Kaspisches und Schwarzes Meer vor sich gehen und über die öffentlich wohl nicht sehr laut gesprochen wird, zu verstehen.

Beginnen wir mit dem Besuch Makrons in Kasachstan. Warum war er dort?

Mitte 2023 fand ein Militärputsch im Niger statt … Sie merken, meine lieben Zuschauer, ich springe ganz schön in der Welt hin und her. Aber das ist notwendig, wenn man das Nachfolgende verstehen will.

Aus diesem Land hat Frankreich einen Großteil seines Uran-Bedarfes gedeckt, welches es braucht, um die Energieversorgung des Landes zu gewährleisten. Der Niger hat nicht nur die Franzosen und das französische Militär aufgefordert, das Land zu verlassen, sondern auch den Export von Uran verboten.

Da war ein Fäkalprodukt in Frankreich ganz schön am dampfen und schnelles Handeln war gefordert. Deshalb ist Makron nach Kasachstan gefahren. Von dort soll jetzt das angereicherte Uran kommen, welches Frankreich zum überleben braucht. Aber man sollte wissen – so hat mir ein Bekannter erzählt – dass die ganze Uranindustrie zwar offiziell kasachische Staatsunternehmen sind, aber inoffiziell eben doch nicht. Und alles soll sich – so wird gemunkelt, in russischen Händen befinden. Es ist also notwendig, den Russen das alles wegzunehmen. Das geht aber nur, wenn das politische Kasachstan neu ausgerichtet wird. Der Staatsstreich 2021 war nicht gelungen. Also muss man anders vorgehen.

Und wie man hört, soll vor einigen Monaten eine NATO-Delegation … oder war es eine US-Militärdelegation? in Kasachstan zu Besuch gewesen sein. Erinnern Sie sich, was ich zu Anfang geschrieben habe? … über den NATO-Konferenzsaal?

Denken wir weiter!

Wenn Kasachstan Uran liefert, wie erfolgt dann die Logistik? Schauen wir auf die Karte, so sehen wir, dass es nur über russisches Territorium geht.

Wirklich? Geht es wirklich nur über russisches Territorium?

-3

Nein, es geht auch über das Kaspische Meer! Das funktioniert aber nur, wenn man am anderen Ufer einen verlässlichen Verbündeten oder zumindest Partner hat.

Kasachstan könnte das angereicherte Uran nach Aserbaidschan liefern. Und von Aserbaidschan könnte es dann über Georgien, auch ein Liebling westlicher Demokratien und Anwärter auf eine NATO-Mitgliedschaft, zum Schwarzen Meer gebracht werden. Von dort aus ist es bis Frankreich nicht mehr weit … verstehen Sie?

Und dann gab es Anfang dieser Woche noch einen Beitrag zum Thema Uran. Erinnern Sie sich?

Ich hatte darüber berichtet, dass 20 Prozent des gesamten Uranbedarfes der USA durch Russland geliefert wird. Das ist eine katastrophale strategische Abhängigkeit der USA von Russland, was so schnell wie möglich geändert werden muss – sagen die Amerikaner. Also wollen auch die USA Uran aus Kasachstan beziehen.

Und im Gegenzug, als Gegenleistung, könnten sowohl die USA, wie auch Frankreich mit ihrer Militärtechnik den Schutz der Demokratie in Aserbaidschan und natürlich auch in Kasachstan übernehmen. Auch die Lieferung von Kriegsschiffen für das Kaspische Meer ist möglich – in kleinen Einzelteilen über Land oder per Flugzeug. Zusammengebaut wird dann vor Ort. Da müsste Russland sich dann schnell etwas einfallen lassen, um die kleine Kaspische Flottille vielleicht doch zu einer Kaspischen Flotte auszubauen – oder man sieht einfach zu, wie die westlichen Demokratien den Kaspi-Sack für Russland dicht machen.

In einem weiteren Internetbeitrag habe ich gelesen, dass Aserbaidschan ein Freund Israels sein soll. Wenn das stimmt, ist Aserbaidschan also kein Freund des Iran, seinem südlichen Nachbarn. Israel soll – so stand es in dem Beitrag – Aserbaidschan schon seit Jahren mit modernen Waffen beliefern. Sie verstehen – meine lieben Leser und Zuschauer? Das ist gar nicht beruhigend für den Iran.

Und an der Stelle habe ich überlegt, warum Russland im aktuellen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, Armenien nicht so zur Seite gestanden hat, wie es die Armenier eigentlich erwartet hatten? Hat Russland mit seinem Verhalten eine Entwicklung der geopolitischen Situation zugunsten der USA und Frankreichs, also der NATO, verhindert – auch auf die Gefahr hin, das Verhältnis zu Armenien zu trüben?

Mein Gott, wie kompliziert das alles ist – finden Sie nicht auch, meine lieben Leser und Zuschauer?

Aber es steht für mich noch eine weitere Frage.

Würde Russland, welches sich jetzt schon große Sorgen um seine Sicherheit macht, weil die NATO immer näher an seine Grenzen vorrückt, es zulassen, dass sich die politischen Verhältnisse in Kasachstan a la Ukraine verändern? Wohl nicht. Mit relativ wenig militärischem Aufwand wäre Kasachstan schnell von seinem Zugang zum Kaspischen Meer abgeschnitten und komplett isoliert. Schauen Sie mal auf die Karte, wer die Nachbarn Kasachstans sind.

Und noch eine Frage steht – erinnern wir uns: Aserbaidschan, mit seinen israelischen Waffen, den möglichen amerikanischen Waffen, den möglichen amerikanischen Militärbasen die gebraucht werden, um das kasachische Uran in Sicherheit transportieren zu können...

Was glauben Sie, meine lieben Leser und Zuschauer, wie lange wird der Iran die Anwesenheit der Amerikaner in Aserbaidschan, direkt vor der eigenen Nase, tolerieren? Der Iran wird wohl so reagieren, wie damals die Amerikaner reagiert haben, als sie bemerkten, dass die Sowjets auf Kuba sind.

Und noch eine Frage gibt es. Wie geht es nun weiter mit Armenien, dem Land, welches sich von Russland im Stich gelassen fühlt? Dem Land, welches jetzt den Vertrag über die strafrechtliche internationale Verfolgung und Verhaftung von Verbrechern unterzeichnet hat – also Putin bei seinem nächsten Besuch in Armenien verhaften wird. Dem Land, welches auch schon eine NATO-Delegation empfangen hat, um sich neu zu orientieren. Immerhin braucht man doch Schutz gegen Aserbaidschan.

Ich glaube, jeder meiner Leser und Zuschauer wird die richtige Antwort finden, wenn wir uns die Erklärung des russischen Außenministeriums vom 17. Dezember 2021 mal wieder in Erinnerung rufen: Es wird keine ehemaligen Sowjetrepubliken im Bestand der NATO geben … Russland arbeitet an der Lösung dieses Problems.

-4

All diese Fragen würde es nicht geben, wenn der Verräter Gorbatschow in seiner Herrschaftszeit nicht alle Grundlagen für den Zerfall der Sowjetunion gelegt hätte. Wir hätten heute Frieden in Europa.

Was wollte ich Ihnen mit diesem Beitrag eigentlich sagen? Es brennt auf dieser Erde an vielen Stellen – an manchen Stellen lichterloh, an manchen Stellen schwelt das Feuer erst.

Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.