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Baltische Welle

Die Minifluchten der Deutschen nach exKönigsberg

Deutschland scheint doch nicht für alle Deutschen und schon gar nicht für alle Ausländer das Paradies auf Erden zu sein. Merkwürdig ist, dass sich dies in den letzten Jahrzehnten noch nicht herumgesprochen hat, denn immer noch strömen Ausländer in Richtung Deutschland. Es strömen aber auch jede Menge Deutsche und Ausländer wieder aus Deutschland heraus – vermutlich, weil sie in ihren Erwartungen enttäuscht worden sind.

Schauen wir mal auf die Statistik, die eines der größten Analysezentren in Deutschland veröffentlicht hat. Was sehen wir dort?

Jedes Jahr verlassen rund eine Million Menschen Deutschland. Das ist nicht wenig.

Jedes Jahr verlassen rund eine Viertelmillion Deutscher ihr Geburtsland, ihr Vaterland, ihre Heimat.

Im Jahre 2015 ist die Zahl derjenigen, die Deutschland den Rücken kehrten, sprunghaft angestiegen. Rein optisch haben sich die Zahlen verdoppelt. Warum? Was ist seit 2015 anders? Ach richtig, ich glaube, da begann die unkontrollierte Migrationswelle nach Deutschland. Einige in Deutschland sprachen ja von „Umvolkung“

Wenn wir dann noch weiter im Internet suchen, so finden wir dort auch Einträge, wohin denn die Deutschen am liebsten auswandern. Zu den Lieblingsländern, wo es die Deutschen lt. Internet hinzieht, gehört nicht Russland.

Aber es kommen anscheinend immer mehr Deutsche nach Russland – wenn auch nicht in besorgniserregender Anzahl – wie z.B. am 22. Juni 1941. Richtig aktuelle Zahlen konnte ich nicht finden, aber im Jahre 2014 haben sich rund 245.000 Deutsche in Russland als Migranten aufgehalten – berichtet Wikipedia.

(https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%98%D0%BC%D0%BC%D0%B8%D0%B3%D1%80%D0%B0%D1%86%D0%B8%D1%8F_%D0%B2_%D0%A0%D0%BE%D1%81%D1%81%D0%B8%D1%8E)

Deutschland belegte zum damaligen Zeitpunkt Platz 11 aller Länder, die in Russland vertreten sind.

Und ein Teil der Deutschen, die in Russland eine neue Zukunft suchen, kommt nach Kaliningrad. Mit einigen spreche ich hin und wieder bei den verschiedensten Gelegenheiten, mit anderen stehe ich im Briefwechsel, wenn denn meine email-Adresse nicht durch gewisse telekommunikative Strukturen blockiert wird. Einige rufen auch an – wenn denn mein Telefon zwischen Deutschland und Russland funktioniert.

Interessant finde ich, dass nicht alle, die nach Kaliningrad übersiedeln, auch in der Gebietshauptstadt eine neue Bleibe suchen. Gut verteilt über das ganze Gebiet suchen diese Deutschen in der letzten Zeit ihr neues zuhause. Schön zu sehen, dass die Deutschen ein gesteigertes Interesse an unserer gesamten geopolitischen Infrastruktur zeigen und sich gut über unsere 15.000 Quadratkilometer verteilen.

Und manchmal fragt man sich, warum die Deutschen in Dörfer, Klein- und Kreisstädte ziehen, wo es doch hin und wieder am Komfort einer Gebietshauptstadt fehlt – z.B. bei medizinischer Betreuung, kulturellen und sonstigen Freizeitmöglichkeiten. Dann beruhige ich mich mit den Überlegungen, dass ich eigentlich auch mit zunehmendem Alter ruhiger geworden bin und dem quirligen Leben einer Hauptstadt nicht mehr viel abgewinnen kann.

Fast immer stelle ich die Frage, warum sich die Deutschen Kaliningrad als neuen Lebensmittelpunkt ausgesucht haben. Immerhin ist Kaliningrad eine der gefährlichsten Regionen in Europa. Die Region ist defacto blockiert und durch unsere wenig lieben Nachbarn wird alles getan, damit wir möglichst schlecht leben. Eigentlich müsste dies doch die verwöhnten Deutschen abschrecken. Aber es schreckt niemanden ab.

Erstaunlicherweise höre ich nicht selten die Argumentation, dass Kaliningrad, manche sagen auch Königsberg, sehr dicht an Deutschland ist. Das ist richtig. Aber man wollte doch weg aus Deutschland, weil man es dort nicht mehr aushält. Warum sucht man dann trotzdem dessen geographische Nähe?

Eine erstaunlich große Anzahl Deutscher kommt nach Kaliningrad, um hier ein Bankkonto zu eröffnen. Ich erfahre dies aus Gesprächen, aber auch durch nicht wenige emails, die mich mit entsprechenden Fragen erreichen.

Was will aber ein Deutscher mit einem Rubel-Konto in Kaliningrad, wenn er nicht in Kaliningrad wohnt? Die hier geparkten Rubel sind einem hohen Wechselkursrisiko ausgesetzt. Selbst zehn Prozent Jahreszins helfen nicht, den Gegenwert an Euro zurück zu erhalten, wenn man mal das Konto kündigt. Das „Parken“, das „Retten“ von Euro in Russland ist ein Minus-Geschäft – das garantiere ich. Und trotzdem lassen sich die Deutschen, die doch eigentlich gut mit Geld umgehen können, nicht davon abbringen, Konten in Kaliningrad einzurichten.

Natürlich kann man dieses Geld, was man vorsichtig, Schritt für Schritt nach Russland bringt (ich erinnere an die Sanktionen, die ein verbringen von EU-Währungen nach Russland verbieten) auch dafür ausgeben, in Kaliningrad Immobilien zu kaufen. Eine gute Entscheidung, denn Beton ist eine sichere Geldanlage. Aber eine Immobilie in einer der gefährlichsten Regionen in Europa zu kaufen, in einer Region, die vollgestopft sein soll mit russischen Atomraketen, über die täglich NATO-Aufklärer fliegen?

Der „Fluchtpunkt“ Kaliningrad ist, das ist somit klar, ein interessantes Fleckchen Erde in Europa – für die Deutschen, für die Bundesrepublik Deutschland, für andere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und der NATO. Das ist meine Erkenntnis aus den eben dargelegten Überlegungen.

Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.