Polen verkauft seine Staatsbürgerschaft. Sie ist so billig, dass sich jeder eine polnische Staatsbürgerschaft leisten kann und noch nicht einmal seine gebürtige abgeben muss. Die Bedingungen Pole zu werden sind so einfach, dass man nachdenklich werden muss.
Es ist eine allbekannte Weisheit, dass man vorsichtig sein muss, wenn irgendetwas zu billig oder zu teuer ist. Der Preis muss ausgewogen sein, ansonsten könnte man Betrügern aufsitzen. Ähnliche Gedanken hatte ich auch, als ich eine Internetseite fand, wo die polnische Staatsbürgerschaft „vor´n Appel und ´nen Ei“ angeboten wurde.
Auf den ersten Blick zeigte sich die Seite schlicht und seriös – nur die wichtigsten Fakten, Zahlen und Informationen in russischer Sprache. Man könnte denken, es handelt sich um eine Seite staatlicher Behörden.
Dann sucht man, wem die Seite gehört und findet keinerlei Informationen, außer dem Menüpunkt „Kontakte“. Dort erfährt man, dass es Niederlassungen in Russland, Weißrussland und Rumänien gibt.
Und man wird am laufenden Band durch ein aufploppendes Fenster aufgefordert, sich für weitere Informationen an diese Adressen zu wenden. Um weitere Informationen zu erhalten, braucht man nur seinen Namen, seine Telefonnummer und seine email-Adresse eingeben.
Angeboten werden die Europäische Staatsbürgerschaft für 3.000 Euro. Ich muss zugeben, dass ich hier eine Wissenslücke habe, denn ich kenne keine Europäische Staatsbürgerschaft.
Angeboten wird eine rumänische Staatsbürgerschaft für 3.000 Euro.
Und man kann eine einfache Aufenthaltsgenehmigung für Serbien bekommen – auch zum Standardpreis von 3.000 Euro.
Die angebotene bulgarische Staatsbürgerschaft fällt preislich teurer aus: 4.000 Euro.
Dafür kann man sich aber über die billige polnische Staatsbürgerschaft freuen: 1.600 Euro.
Der Interessierte erfährt, dass man mit einer Wartezeit von mindestens 12 Monaten rechnen muss, seine bisherige Staatsbürgerschaft nicht abgeben muss und man auch keine Sprachkenntnisse des betreffenden Landes braucht. Aber auch hier macht Polen eine Ausnahme, denn hier fehlt der Hinweis, dass man keine Sprachkenntnisse braucht.
Man teilt weiterhin mit, dass Juristen und Migrationsspezialisten in den jeweiligen Ländern arbeiten und alles regeln, was notwendig geregelt werden muss.
Ich habe bis dahin verstanden, dass es in der Europäischen Gemeinschaft anscheinend keine gemeinschaftlichen Regelungen für die Vergabe einer Staatsbürgerschaft gibt. Aber wenn jemand irgendwie eine Staatsbürgerschaft erlangt, steht ihm ganz Europa offen.
Die Anbieter der Seite versprechen alles Mögliche, wenn man die Staatsbürgerschaft Rumäniens, Bulgariens, Polens oder „Europas“ erhalten hat: Studienplätze, sogar kostenlose, medizinische Behandlung, Arbeit, visafreies Reisen in 170 Länder der Welt, billige Kredite und das volle Paket Sozialleistungen.
Alles sehr beeindruckend – wenn es denn keine Betrüger sind.
Aber gehen wir doch mal davon aus, dass es keine Betrüger sind. Dann ergeben sich für mich zwei Punkte zum Nachdenken:
1. Wie kann es sein, dass man so einfach und billig die Staatsbürgerschaft eines EU-Landes kaufen kann. Sind die Beamten in diesen Ländern korrupt?
2. Warum ist ausgerechnet die polnische Staatsbürgerschaft um die Hälfte billiger als die anderen Staatsbürgerschaften?
Mir kam der Gedanke, dass die anderen Staatsbürgerschaften rein technische Angebote sind, um den Fakt zu tarnen, dass es sich eigentlich um eine polnische Internetseite handelt, die nur am Verkauf der polnischen Staatsbürgerschaft an russische Bürger interessiert ist.
Aber an welche russischen Bürger wendet man sich denn konkret? Der Russe ist doch gefährlich und den will man zu sich ins Land locken und ihm sogar noch eine Staatsbürgerschaft geben? Irgendwas scheint mir da nicht zu stimmen.
Dazu erzählte mir ein Bekannter in der Sauna, dass er diese Internetseite auch kenne. Allerdings ploppt bei ihm immer ein Fenster auf in dem sich die Seite direkt an die Kaliningrader wendet: „Polnische Staatsbürgerschaft für Kaliningrader Bürger.“
Dann kam mir ein ganz merkwürdiger Gedanke.
Das Thema Germanisierung des Kaliningrader Gebietes scheint grandios gescheitert zu sein. Die deutschen Strukturen sind defacto alle liquidiert und wir warten ungeduldig, dass das deutsche Koordinierungszentrum, auch als Generalkonsulat bezeichnet, endlich Kaliningrad verlässt. Jahrelang habe ich befürchtet, dass Deutsche das Gebiet germanisieren. Zwei deutschen Aktivistengruppen, die autonome deutsche Dörfer errichten wollten, wurden zum Glück die Grenzen geschlossen. Wir wissen aber nicht, wie viele RusslandDeutsche von den Deutschen seit 1991 angeworben worden sind – als Fünfte Kolonne oder als Schläfer. Wir wissen auch nicht, wie loyal die RusslandDeutschen sind, die jetzt in größerer Zahl aus Deutschland nach Kaliningrad übersiedeln.
Aber lassen wir die Germanisierung jetzt einmal außen vor und denken darüber nach, dass es vielleicht auch eine Poljanisierung (oder so ähnlich) geben könnte.
Nach nicht mehr ganz frischen Angaben leben rund 50.000 Bürger aus NATO-Staaten im Kaliningrader Gebiet. 1.100 davon sind Polen. Das ist nicht viel, im Vergleich zu rund 8.000 RusslandDeutschen. Wir wissen aber nicht, wie viele Kaliningrader Bürger in den letzten Jahren die polnische Staatsbürgerschaft erworben haben. Und wir werden es vielleicht auch nicht erfahren, wie viele Kaliningrader das Angebot dieser Internetseite nutzen, um eine polnische Staatsbürgerschaft zu erwerben – man will ja nur frei reisen … nicht wahr?
Die Inhaber einer zweiten Staatsbürgerschaft können sich dieses Schweigen leisten, denn die Strafe, wenn die russischen Behörden von einer zweiten Staatsbürgerschaft erfahren, beläuft sich auf lächerliche 500-1000 Rubel, also 5-10 Euro. Das motiviert keinen russischen Staatsbürger zur Ehrlichkeit – auch wenn in einem zweiten Satz im Strafgesetzbuch Gefängnis (für besonders schwere Fälle) angedroht wird. Und wie werden diese Bürger sich im Konfliktfall verhalten?
Wir wissen aus der historischen Erfahrung, wie einfach es ist, Menschen auf die Straße zu bringen, zu emotionalisieren und aufzuhetzen. Eine Situation in der russischen Exklave Kaliningrad zu schaffen, dürfte den Putsch-erfahrenen westlichen Demokratien nicht schwerfallen.
Und dann stehen die Schutztruppen der NATO in Bereitschaft, die die, in Angst und Schrecken vor der russischen Diktatur im ehemaligen Königsberger Gebiet lebenden Westeuropäer, schützen wollen: amerikanische Truppen in Polen, deutsche Truppen in Litauen.
Mich erinnert diese Angelegenheit an die Ukraine, konkreter jedoch an die Westukraine, wo Polen den dort lebenden Ukrainern im vereinfachten Verfahren die polnische Staatsbürgerschaft angeboten hat. Tausende, Zehntausende sollen dies genutzt haben und Polen kann nun jederzeit behaupten – wenn sich die Situation entsprechend entwickelt – dass man zum Schutz seiner Staatsbürger gezwungen ist, in die Westukraine einzumarschieren.
Kaliningrad könnte die Fortsetzung des westukrainischen Szenariums sein. Einige tausend russische Bürger mit doppelter, also polnischer Staatsbürgerschaft sind ausreichend, um auch hier neue territoriale Fakten zu schaffen. Wir hatten das ja alles schon mal … allerdings eilte Adolf Hitler damals den bedrohten Deutschen in Polen und dem Sudetenland zu Hilfe.
Vor einigen Monaten hat sich Polen schon eine neue, für Deutsche unaussprechliche Bezeichnung für Kaliningrad einfallen lassen. Man will in Polen auch nicht „Königsberg“ sagen, denn das Gebiet soll ja polnisch werden. Da stört eine deutsche Bezeichnung.
Können Sie sich vorstellen, meine lieben Leser und Zuschauer, was in Europa passiert, wenn diese meine Phantasien sich als wahr herausstellen und Polen seinen verzweifelten „Landsleuten“ in Gleiwitz … nein, Entschuldigung, ich meinte natürlich Kaliningrad, zu Hilfe eilt?
Ich erinnere mich an zwei Dinge in diesem Zusammenhang:
1. Die Äußerungen von Präsident Putin vor ein paar Jahren, gegenüber einem amerikanischen Journalisten … lassen Sie uns nochmal kurz reinhören … (Videozitat zur Büchse der Pandora)
2. Die Pläne Polens, über die ich vor einigen Tagen gesprochen habe, nach den Wahlen am 15. Oktober, wenn die PiS-Partei siegt, aus der EU auszutreten, seinen eigenen Weg zu gehen und diesen Weg schützen zu lassen durch die stärkste Armee in Europa – der polnischen Armee. Nun sind die Wahlen erfolgt und wir wissen von der sehr schwierigen innenpolitischen Situation in Polen. Hier wären außenpolitische „Ereignisse“ ideal, um von innenpolitischen Problemen abzulenken und die gespaltene Bevölkerung zu einen.
Es passiert viel in Europa gegenwärtig. Die Ereignisse in Israel und die verblassenden Ereignisse in der Ukraine sind ideal für die Pläne Polens … man steht nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit und Kritik.
Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Danke für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.