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Baltische Welle

33 Jahre nach dem Verrat Gorbatschows

33 Jahre nach dem Verrat Gorbatschows feiern die deutschen politischen Eliten heute wieder ihren Sieg über die DDR. Was tut man nicht alles, um die Wiedervereinigung und deren Ergebnisse nach 33 Jahren schön zu reden. Das Land wurde vereint, die DDR wurde vereinnahmt. Es geschah durch Verrat und durch Einmischung der Bundesrepublik Deutschland in die inneren Angelegenheiten der Deutschen Demokratischen Republik.

Dass die SED wohl nicht die führende Kraft war, die das Land DDR brauchte, um sich weiter zu entwickeln, ist wohl heute allen klar. Wobei Millionen Parteimitglieder sicher das Beste für das Land wollten, aber die Parteiführung – bedingt durch das Fehlen einer wirklichen Politkonkurrenz im Land – sich in ihren Sesseln wohlfühlte und nicht an wirklichen Veränderungen interessiert war. Man klammerte sich an den Ansichten kommunistischer Klassiker, obwohl die Welt sich veränderte. So ist es nicht verwunderlich, dass das System 1989/90 innerhalb weniger Monate ohne wesentlichen Widerstand in sich zusammenbrach.

Nun sehe ich im Zusammenbruch einer Partei nicht unbedingt eine lebensgefährliche Situation. Wenn eine wirkliche echte Parteienlandschaft in einem Land vorhanden ist, wird eine unfähige Partei durch eine andere Partei abgelöst, die versucht, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Aber der Zusammenbruch einer Partei oder der Abtritt einer Partei von der Macht, muss doch nicht zwangsläufig zur Auflösung eines Staates führen. Die DDR hätte durchaus mit der sich rasant bildenden neuen Politlandschaft, den neuen Parteien und Bewegungen, weiter existieren können.

Aber man hatte – obwohl doch eigentlich das Ministerium für Staatssicherheit die DDR-Bevölkerung fest im Griff gehabt haben soll – vorgesorgt und anscheinend Strukturen geschaffen, die dafür sorgten, dass über eine Reform des politischen und wirtschaftlichen Lebens im UNO-Mitgliedsland DDR gar nicht gesprochen wurde. Mit vollen Segeln wurde Richtung Übergabe der DDR an die BRD gearbeitet.

Man war sich nicht sicher, wie das Volk der DDR entscheiden würde, wenn man über eine echte Wiedervereinigung im Rahmen eines Referendums abstimmen ließ. Es war zu befürchten, dass der größte Teil der DDR-Bevölkerung für eine Weiterexistenz der DDR, mit anderer wirtschaftlicher und politischer Ausrichtung, stimmen würde. Also mischte sich die BRD in die inneren Angelegenheiten der DDR ein und es wurden Wahlen angesetzt, um eine Volkskammer zu schaffen, die der BRD hörig war.

Irgendwie erinnere ich mich an den Spruch – er stammt wohl von irgendeinem Philosophen: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein.“ Und das „Sein“ war in der DDR schlechter als in der BRD – so empfand es die Bevölkerung. Die Bevölkerung wollte einfach nur besser leben – aber muss man dazu einen Staat abschaffen, den man 40 Jahre aufgebaut hat? Wer in einer Wohnung lebt reißt diese doch auch nicht ab, wenn ein Tapetenwechsel, eine laufende Renovierung ausreicht, um sich wieder wohl zu fühlen in seinen eigenen vier Wänden.

Die Führung des Landes, der wir 40 Jahre auf der Tribüne der Paraden und Demonstrationen zugejubelt hatten und die uns 40 Jahre lang aufgefordert hatte, uns auf eine Konterrevolution vorzubereiten, war selber auf die Konterrevolution nicht vorbereitet. Alle Entscheidungsträger, zivile und uniformierte, blieben inaktiv, niemand gab Befehle … Es war ein leichter Sieg für die BRD.

Der BRD gelang es zum wiederholten Mal, die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges zu korrigieren – ohne militärische Mittel einzusetzen. Die sowjetischen/russischen Truppen wurden elegant aus dem Osten Deutschlands hinauskomplimentiert. Die westlichen Besatzer blieben. Der Rückzug eines der Sieger des Zweiten Weltkrieges ohne wirkliche Gegenleistung bedeutet für mich eine nachträgliche Niederlage im Zweiten Weltkrieg – organisiert durch Verrat der damaligen politischen Führung der Sowjetunion unter Gorbatschow.

Wäre dieser Verrat nicht erfolgt, stünden die russischen Truppen nach wie vor, so wie die amerikanischen Truppen, in Deutschland, so würde dieses Land Bundesrepublik Deutschland heute nicht die nazistische Ukraine darin unterstützen, russische Soldaten zu töten, also die Arbeit auszuführen, die die deutschen Faschisten damals nicht beenden konnten. Es wäre eine andere Situation in Europa.

In den Nachrichten der letzten Tage höre und sehe ich, dass der Osten Deutschlands nicht zufrieden ist. In den regierungsfreundlichen Medien wird über die alarmierende Situation in der ex-DDR gesprochen und in diesem Zusammenhang spricht man schon nicht mehr von der „AfD“, sondern es wird bereits fest ein Adjektiv in den Meldungen eingebaut: „… extremistische Partei AfD …“ – damit auch alle BRD-Bürger Angst haben auch nur in die Nähe dieser Partei zu geraten. Man fürchtet einen vollständigen Politikwechsel, wenn die AfD weiterhin so agiert, wie sie jetzt agiert.

Ich hoffe auch auf einen vollständigen Politikwechsel und hoffe, dass durch die einsetzende Wirtschaftskrise in Deutschland die Menschen zur Besinnung kommen. Wahrscheinlich müssen die Deutschen erst durch das berühmte „Tal der Tränen“ durch, das Elend, welches sie anderen bereiten wollten, erst selber in vollen Zügen erleben, damit sie sich daran erinnern, dass es nationale Interessen gibt und dass es Deutschland nicht gut zu Gesicht steht, sich immer und immer wieder in oberlehrerhafter Form in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen.

Für mich ist der heutige 3. Oktober kein Feiertag. Dies bedeutet aber nicht, dass ich die Rück-Teilung Deutschlands wünsche. Das wäre wohl das Unklügste, was man tun könnte. Ich wünsche mir ein Deutschland unter einer völlig neuen politischen Führung. Ich wünsche mir den Zerfall des US-abhängigen Parteiensystems aus CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP. Mögen neue Parteien die souveräne Verantwortung für ein souveränes Deutschland übernehmen.

Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.