Wir haben uns schon daran gewöhnt darüber zu hören, dass einige Profisportler für ihre Arbeit Unsummen an Gehalt bekommen. Das ist nichts aussergewöhnliches und für den Sport ganz normal. Anders sieht es da bei der Kirche aus. Das erste was einem in den Sinn kommt ist, dass die Kirchengemeinden gerade so über die Runden kommen.
Auf ein berühmtes Kloster in Moskau trifft das allerdings nicht zu. Vor kurzem hat ein Fall für Aufruhr in der Bevölkerung gesorgt. Viele Leute waren entsetzt darüber, dass die Oberin des Pokrowskij Frauenklosters Feofanija mit einem Mercedes Benz S-Klasse im Wert von etwa 115000 Euro durch die Gegend fährt. Das ist wohlgemerkt schon der vierte Mercedes in 20 Jahren.
Feofanija ist bereits seit 25 Jahren Oberin des Pokrowskij Frauenklosters, welches sich mitten im Zentrum von Moskau befindet. In diesem Kloster befinden sich die Reliquien von der heiligen Matrona von Moskau. Gläubige aus ganz Russland pilgern zu diesem Kloster. Oft gibt es lange Schlangen, in denen man schon mal ein paar Stunden anstehen kann. Viele Leute glauben, dass wenn man vor den Reliquien betet, kann das Wunder bewirken: Kranke werden geheilt oder andere grosse Probleme im Leben gelöst.
Außerdem leitet sie seit Jahren einige Hotels, wobei eines davon ein fünf Sterne Hotel ist. Ein Zimmer kann dort schon mal an die 2200 Euro fuer eine Nacht kosten.
Obwohl viele Priester gute deutsche Autos fahren, hat Feofanija alle Vorstellungskraft übertreffen.
Deshalb hat dieser Fall in der Öffentlichkeit so viel Aufsehen erregt.
Viele orthodoxe Priester sind äußerst verwundert. Bei den Priestern ist längst nicht alles so rosig wie es auf den ersten Blick nach solchen Nachrichten scheint. Viele Priester haben genauso wie viele Normalsterbliche eine Reihe verschiedener Probleme. Wenn es den Priestern in grossen Staedten noch einigermassen gut geht, so sieht es in der Provinz schon ganz anders aus. Dort müssen sich viele Priester mit ihren Familien nach zusätzlichem Verdienst umsehen um über die Runden zu kommen. Müssen oft Obst und Gemüse selbst anbauen.
Es ist nur verständlich, dass sich solche Nachrichten negativ auf den Verdienst aller Priester auswirken, weil viele Gemeindemitglieder weniger bereitwillig für die Bedürfnisse der Kirche spenden werden.
Besonders makaber sieht diese Geschichte nach einem Vorfall, der im Februar diesen Jahres im Pokrowskij Kloster vorgefallen ist aus. Der Sohn eines Priesters ist schwer erkrankt und benötigte dringend ärztliche Hilfe. Russische Ärzte haben ihre Hilfe abgelehnt. Die Familie hat ein Hilfsangebot aus Belgien bekommen. Belgische Ärzte waren bereit die schwere Operation durchzuführen. Die Familie musste im Internet spenden für die 280000 Euro teure Behandlung sammeln.
Natürlich kam die Frage auf: warum der Arbeitgeber, also die russisch-orthodoxe Kirche, der Familie nicht zu Hilfe kommt.
Immerhin liegt der Verdienst des Klosters nach Schätzungen an einem gewöhnlichen Tag um die 10000 Euro.
In der zweiten Woche nach Start der Spendensammlung wurde der Priester entlassen. Kurze Zeit später ist der Sohn des Priesters leider verstorben...
Was meinen Sie, haben geistliche das Recht so teure Anschaffungen zu machen?
Wenn Sie meinen, dass das nicht rechtens ist, müssen sie zur Verantwortung gezogen werden, und wenn ja, wie?