Mirielle wachte im Dunkeln auf. Das scharfe Sehvermögen der Fee passte sich sofort der Dunkelheit an. Das Mädchen sah auf das Vordach über dem kleinen Bett. Der Stuhl am Kopfende und darin..... Die Zigeunerin Shavra.
Sie saß still, schloss die Augen und lehnte ihren Hals gegen die hohe Rückenlehne des Stuhls. Es war, als würde sie schlafen. Aber sobald Mirielle sie ansah, öffnete die Frau ihre Augen und traf die Augen der Fee.
Jetzt sah Mirielle, dass sie keine Zigeunerin war. Sie hätte einen Hut auf dem Kopf gehabt - eine natürliche Hexe. Aber welche Rasse?
In ihrer Heimatstadt hatte die Fee noch nie jemanden wie sie gesehen. Es gab keine solche Rasse auf Remidey. Wer ist sie? Welche Sprache sprachen sie und der Mann, bevor Miri ohnmächtig wurde?
- Unsere Rasse heißt Sherihah", klang Shavras tiefe, heisere Stimme. - Du hast Recht, sie ist nicht auf Remidea. Du bist auf Mercan.
- Aber wie?!
Wie ist Miriel nach Mercana gekommen? Wie hat Shavra Fragen gehört, die die Fee nicht laut gestellt hat? Das Mädchen war von beiden schockiert.
Die Hirtenhexe ignorierte den erstaunlichen Ausruf.
- Übrigens, mein Name ist Orshava. Ich bin ein Magier, und deshalb weiß ich, wie man seine Gedanken hört. Soweit ich weiß, wissen auch die Remidianischen Magier, wie man das macht.
Ein Magier. Jetzt ist es klar. Also, eine echte Hexe. Und definitiv böse.
Der letzte Gedanke an Miriel war besonders klar - dass Shavra-Orshava sicher gehört haben muss! Sie ist ausgerastet.
- Das Leben hier ist böse, Fee. Wir müssen uns anpassen. Bald wirst du es verstehen.
- Warum hast du mich hierher gebracht?! Und wie?
- Die Magie des Portals. Mein Großmeister öffnete das Portal zwischen dieser Burg und dem Zirkuszelt, wo wir uns trafen. Und ich habe dich durch das Portal gebracht.
- Ein Portal? Der Großmeister?
- Jetzt wirst du es sehen. Er ist bereits auf dem Weg hierher. Sie haben ihn jedoch bereits gestern gesehen. Heute müssen Sie..... Um sich näher kennenzulernen.
Sie lächelte diese Worte an. Das Lachen machte ihr Gesicht noch unangenehmer, noch düsterer. Und wütender.
- Wo ist Dale?!! Was hast du mit ihm gemacht?
- Das ist es, was wir dich fragen wollen. Wo würde dein Junge in ein paar Minuten verschwinden? Ohne eine Spur. Also konnte ich ihn nicht riechen..... Die Aura.
Mirielle's Herz war erleichtert. Dale wurde gerettet! Sie haben ihn nicht erwischt!
Orshava war wütend.
- Lass dir Zeit, Fee. Wir werden ihn finden. Mit deiner Hilfe.
Sie wird ihnen beim Ableben des kahlen Mannes helfen! Ich kann es kaum erwarten! Orshava grinste wieder schmutzig. Ist es unmöglich, einen einzigen Gedanken vor ihr zu verbergen?
Die Hexe öffnete ihren Mund und wollte wahrscheinlich die unbeantwortete Frage noch einmal beantworten. Aber nicht rechtzeitig. Die Tür öffnete sich. Ein helles Licht brach aus. Mirielle schloss die Augen vor dem Unerwarteten. Und als sie ihre Augen wieder öffnete, stand ein Mann an ihrem Bett. Groß, breitschultrig, mit kurzen Haaren, dunkel wie Teer.
Miriel sah den ungewöhnlichen Schnitt seiner Hemden. Auf Remidea trugen die Männer lange und geräumige Ärmel. Und der Ärmel ihrer Diebin erreichte nur seinen Ellbogen. Der dichte Stoff lag auf den geprägten Muskeln auf ihrem Unterarm. Unter dem Ellenbogen bedeckten dicke Haare - so dick und harzig wie Männerhaar - die nackte, dunkle Haut.
Sie sah zu seinem Gesicht auf. Eine breite Stirn, eine große Nase mit einem Buckel, ein willensmäßiges Kinn. Dünne Lippen werden fest und kräftig zusammengedrückt. Unter den dicken, buschigen Augenbrauen sahen absolut schwarze Augen aus, und in diesen Augen - unverhohlenes männliches Interesse, Miriel wohlbekannt.
Sie hat es heute schon an sich selbst gespürt. Dieser Blick durchbohrte sie unter dem Diamanthelm, in der Steinhalle, wo das Mädchen von dem verfluchten Portal bewegt wurde.
Mirielle saß auf dem Bett, eingewickelt in eine Decke. Der Mann hing über ihr wie eine Eiche über einem Rohrstock. Wenn sie wüsste, wie man Angst hat, würde sie jetzt Angst haben..... Aber Miriel war eine Fee. Statt Angst gab es Wut in ihr.
Mit welchem Recht betrachtet dieser Mann sie als sein eigenes Eigentum? Jeder Strich in seinem Gesicht schrie, dass er der absolute Meister von allem sei. Er war an die Führung und Kontrolle gewöhnt. Und er toleriert nicht, dass jemand gegen seinen Willen handelt.
Aber Miriel ist keine Sache. Er wickelte es mit Magie, wie ein Wolf, und zog es gewaltsam auf die andere Seite der Welt. Er, nicht Orshava. Sie hörte ihm nur zu. Als Dienstmädchen des Meisters. Und jetzt hat er sie in diesem Raum eingesperrt. Der Direktor hat ihr die Leitung übertragen. Er sieht aus, als wolle er essen.
Lasst ihn schauen, bis seine Augen auf seine Stirn springen. Übrigens, schöne Augen. Schwarz, tief gepflanzt. Nur hart und kalt, als Lächeln auf den dünnen Lippen.