Putin ist ein Mensch, wie Du und Ich. Er macht Fehler, wie Du und Ich. Und er hat Ansichten und Erfahrungen, wie Du und Ich. Und alle haben wir in unserem Leben feststellen müssen, dass wir Menschen sind, wir uns auch mal geirrt haben. Putin hat nie behauptet, unfehlbar zu sein und so ist es nicht erstaunlich, wenn er während der Jahrespressekonferenz am 14. Dezember sich zu seiner Naivität bekennt.
Nach der Jahrespressekonferenz hat er einem bekannten russischen Journalisten, der ihn fast täglich begleitet und das TV-Format „Moskau-Kreml-Putin“ betreut, ein Interview gegeben und einige Dinge aus der Pressekonferenz nochmals kommentiert.
Dieser Begriff „Souveränität Russlands“ ist für viele sicherlich eine politische Phrase und keiner macht sich wirkliche Vorstellungen, was darunter zu verstehen ist. Wir reden hier nicht über die „führende Rolle der Partei“ – eine hohle Phrase aus der Zeit vor dem 3. Oktober 1990, für deren Inhaltslosigkeit wir mit dem Verlust unseres Landes und den damit verbundenen 40 Jahren Arbeit bestraft worden sind.
„Souveränität Russlands“ bedeutet, sich von allen ausländischen Abhängigkeiten unabhängig zu machen, nein, besser wäre formuliert „weitestgehend“ unabhängig zu machen. Vieles muss somit rückabgewickelt werden, was in den letzten Jahrzehnten, unter der Aufsicht westlicher Kolonialherren, zu denen auch Deutschland gehörte, aufgebaut worden ist. Das kann manchmal weh tun.
Putin unterstrich, dass Russland ohne Souveränität keine Überlebenschancen hat.
Er erklärte in dem Interview, dass er in einer ganzen Reihe von Funktionen seinem Staat gedient hat. Er war 20 Jahre lang Aufklärer, er war Mitarbeiter in der St. Petersburger Regionalregierung, er war FSB-Chef, russischer Premierminister und Präsident. Und trotz all dieser Erfahrungen hat ihn dies nicht davor bewahrt, einige Dinge naiv zu bewerten. Das war ein Fehler.
Er habe naiv geglaubt, dass mit dem Zerfall der Sowjetunion die Konfrontation mit den westlichen Staaten beendet wird. Er war der Meinung, dass die Konfrontation mit dem Westen rein ideologisch begründet war. Die Hoffnung, das mit dem Ende des Kommunismus die ideologische Konfrontation beendet wird und die Welt friedlich kooperiert, war naiv – so Putin. Niemals war der Westen daran interessiert, die Konfrontation mit Russland zu beenden. Der erste Schritt war die Zerschlagung der Sowjetunion und der zweite Schritt sollte die Zerstückelung Russlands sein. Ein derart großes Land braucht niemand in der Welt. Eine Ausbeutung der Ressourcen ist einfacher, wenn das Land zersplittert wird. So sind die Denkweisen der westlichen Industriestaaten gegenüber Russland.
Ja, er war zu einigen Dingen naiv, trotzdem er in den Sicherheitsorganen gearbeitet hatte und natürlich über Informationen verfügen musste, die andere nicht hatten. Aber waren wir, die ehemaligen DDR-Bürger nicht genau so naiv wie Putin? Haben wir nicht auch geglaubt, dass der Westen uns wirklich ein besseres Leben bringt? Damals konnten wir nicht in den Westen reisen. Heute können die Deutschen kaum noch in den Osten reisen. Wer heute arbeitslos ist oder sich in einer Sozialgruppe mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten befindet, kann auch nicht reisen – weder nach West, noch nach Ost, Nord oder Süd. Er hat häufig keine Zeit, weil er vor der Schlange an der „Tafel“ Schlange stehen muss. Und die tollen Zigaretten aus dem Westen, das duftende Waschmittel … häufig in der Ostzone hergestellt und in Westverpackung in die BRD zurückgeschickt – für wenige Valuta, weil, außer Schalck-Golodkowski niemand in der DDR die richtigen Wirtschaftsinstrumente einsetzen wollte oder konnte.
Russland ging es ähnlich. Putin hat in dem Interview keine konkreten Beispiele für naive Überlegungen seinerseits genannt. Aber naiv waren die Russen darin, dass sie glaubten, der Westen will Russland helfen, seine Wirtschaft neu, nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten aufzubauen. Aufgebaut wurde, aber es war nicht mehr die Wirtschaft Russlands, sondern die Wirtschaft westlicher Investoren, die ihre Tätigkeit in Russland so organisiert hatten, dass das Land immer abhängiger wurde von seinen westlichen Kolonialherren. Wir sehen es jetzt, welche Firmen nicht oder nur mit Schwierigkeiten funktionieren, weil Zulieferungen aus dem Westen fehlen. Viele der westlichen Kolonialherren haben weit, sehr weit im voraus gedacht und eine Situation wie heute vielleicht bereits geahnt, als sie begannen, sich in Russland zu engagieren.
Putin hatte den Vorteil, dass er in den Sicherheitsapparat Russlands zurückkehrte und dort Direktor des FSB wurde. Er erhielt dort Einblicke in Dinge, die der Öffentlichkeit verborgen blieben. So eben auch die Handlungen der westlichen Kolonialherren zum Separatismus und Terrorismus innerhalb der Russischen Föderation. Alles war auf den Zerfall der Russischen Föderation ausgerichtet.
„In meiner Naivität habe ich geglaubt, dass einiges der Trägheit im Denken und Handeln (westlicher Politiker) zuzuschreiben sei. Im Westen war man an den Kampf gegen die Sowjetunion gewöhnt … und dieser Kampf musste nun einfach nur fortgeführt werden … das war naiv von mir“, - so Putin. Später konnte ich mich überzeugen, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion, der nächste Schritt, den die westlichen Politiker gehen wollten, der Zerfall der Russischen Föderation war. Ein derart großes Land, mit einer derart großen Bevölkerung braucht niemand – so Putin.
Ja, die geschichtlichen Ereignisse nach 1991 zeigten, wie richtig Putins Überlegungen zu seiner temporären Naivität waren. Die westlichen „Investoren“ wussten genau, dass man nur zeitweilig ein Land kolonialisieren kann und deshalb war es notwendig vorzusorgen, es zu zerstückeln – teile und herrsche. Niemals war geplant, mit Russland oder irgendeiner anderen ehemaligen Sowjetrepublik in freundschaftlicher Nachbarschaft zu leben. Der Osten sollte das Indianerland Europas werden: entweder Vereinnahmung durch Politikerkauf (mit Glasperlen) und Schaffung einer neuen politischen Ordnung durch die neuen Häuptlinge in dem jeweiligen Land oder aber Splittung des Landes, ebenfalls mit dem Prinzip das man entweder Ortskräfte mit billigen Glasperlen kauft oder einen Generalgouverneur von Königsgnaden einsetzt – wie in Moldawien und Georgien – um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die Rechnung der westlichen modernen Kolonialmächte ist nicht ganz aufgegangen. Putin hat, was Russland anbelangt, die Naivität schnell beendet. Das man jetzt in der Welt, zumindest jedoch in Europa kurz vor einem großen Krieg steht, ist die logische Konsequenz der Politik Russlands, das den Neokolonialismus, also die unipolare Herrschaft beenden will. Der unipolare Herrscher will dies natürlich nicht zulassen und unternimmt vielfältige Schritte, um Russland in seinen Plänen aufzuhalten. Die NATO wird erweitert, die Ukraine wird mit Waffen vollgepumpt, man will den russischen Präsidenten verhaften, man will 150 Mio. Menschen im größten Land der Erde einsperren und aushungern. Man will durch einen Bürgerkrieg erreichen, dass sich die Russen gegenseitig umbringen und sich das Land durch Selbstmord selbst vernichtet.
Wie sagte mir neulich ein Bekannter in der Kaliningrader Sauna:
„Alle hundert Jahre vereinigt sich die ganze Welt gegen die Russen, damit diese ihr in die Fresse haut. Dann braucht sie noch weitere hundert Jahre, um sich davon wieder zu erholen.
Каждые 100 лет весь мир объединяется против русских для того, чтобы получить от них п**дюлей и успокоиться ещё на 100 лет.
Autor des Beitrages ist „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus der Blockadestadt Kaliningrad.